Ein (Alp-)Traum

Veröffentlicht auf von Angie

Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett hin und her. Ich konnte - oder wollte - nicht einschlafen, weil ich befürchtete, dass ich sonst wieder träume. Träume an und für sich sind nichts Schlimmes für mich, aber diesen Traum wollte ich nicht mehr haben. Er verstört mich.
Schlussendlich konnte ich mich dann doch nicht wehren und sank in einen unruhigen Schlaf. Und auch meine Befürchtungen bewahrheiteten sich; ich träumte wieder. Ein immer wiederkehrender Traum... Seit Tagen (genau genommen seit etwa 5 Nächten) verfolgt er mich schon.

Aus der Vogelperspektive sehe ich mich selbst im Bett liegen. Mein Atem geht ruhig, von Zeit zu Zeit drehe ich mich auf die andere Seite. Nach einer Weile höre ich dann diese Stimme. Eine leise schluchzende Stimme. Das Ich im Bett grunzt leise, schläft aber weiter. Das Schluchzen jedoch hört nicht auf. Im Gegenteil, es kommt mir so vor, als würde es lauter werden.
Im Bett regt sich nichts. Das Zimmer liegt vollkommen im Dunkeln, durch den Türspalt fällt ein dünner Lichtschimmer. Doch, da vor der Tür sitzt eine zusammengekauerte Gestalt. Nun glaube ich auch zu hören, dass das Wimmern aus dieser Richtung kommt. Ein kleines Mädchen sitzt am Boden, die Arme fest um die Knie geschlungen, und weint. Es kann nicht älter als fünf oder sechs Jahre alt sein.
Warum hört das Ich im Bett denn dieses Schluchzen nicht? Warum stehe ich nicht auf, um das Kind zu trösten? Ich möchte mich gerne aufwecken, aber es geht nicht. Dann sehe ich nochmal das Mädchen an. Sie trägt ein weißes Nachthemd, aber was sind das für seltsame Schatten, die das Kleid nach und nach verdunkeln? Ich sehe in ihr Gesicht. Sie weint, aber es sind keine normalen Tränen, die ihr über die Wange rinnen. Es ist etwas dunkleres...

Das ist jeweils der Moment, wo der Traum urplötzlich abbricht und ich in den meisten Fällen aufwache.

In den ersten vier Nächten hat sich der Traum genau so zugetragen, wie oben beschrieben. Jedes Mal genau dasselbe Schluchzen, jedes Mal habe ich das Ganze nur von oben beobachten können, und jedes Mal waren die Tränen ungewöhnlich dunkel.
Doch letzte Nacht war etwas anders. Das Ich im Bett hat nicht mehr so tief geschlafen. Gleich nachdem das Schluchzen im Traum ertönt, habe ich mich aufgesetzt. Diesmal war ich vorbereitet. Ich hatte mir vorgenommen, aufzustehen und zu dem Mädchen zu gehen. Es zu fragen, warum es weinen muss.

Ich konnte mich dann auch dabei beobachten, wie ich langsam zur Tür ging und mich vor dem Kind im Schneidersitz auf den Boden setzte. Das Zimmer war genau gleich dunkel wie in den Nächten zuvor und ich konnte ihr Gesicht nicht richtig erkennen. Was ich jedoch deutlich wahrnahm waren die schimmernden Spuren auf ihrem Nachthemd
. Ich wollte ihr eine Hand auf die Schultern legen und sie trösten, da sah ich das erste Mal ihre Augen und zuckte unwillkürlich zurück. Zwei so durchdringend blaue Augen habe ich noch nie gesehen. Eiskalte Augen aus denen dunkle Tränen quollen...

Auch in dieser Nacht endete der Traum abrupt.
Ich muss zugeben, dass mir das alles schon ein bisschen Angst macht. Ich verstehe es einfach nicht. Wer ist dieses Mädchen? Was will sie? Und warum weint es? Immerzu stelle ich mir diese Fragen.
Aber hauptsächlich macht mich die Tatsache, dass der Traum immer wieder kehrt so unruhig. Deshalb dachte ich, wenn ich das Ganze hier aufschreibe, werde ich die nächste Nacht besser schlafen...ohne (diesen Traum) zu träumen.

Veröffentlicht in Gefühle

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S
Manchmal haben Träume eine viel tiefere Bedeutung, als wir glauben. Vielleicht kommt dein Unterbewusstsein mit irgendeinem geschehenen Ereignis nicht klar oder dir ist etwas widerfahren, was du schnell verdrängt hast, dein Unterbewusstsein es aber nicht verarbeiten konnte. Wie alt bist du, wenn ich fragen darf? Es kann auch sein, dass du eventuell irgendwann mal einen Horrorfilm gesehen hast, wo so eine ähnliche Szene vorkam. Mir kommt es nämlich sehr bekannt vor, ich glaube, da gab es so einige Filme, die deinem Traum ähneln. Manchmal können Träume Geschehenisse aus dem Alltag auch sehr abstrakt widergeben und deswegen kannst du nichts mit dem Inhalt des Traums anfangen.
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D
Okay, das is tatsächlich gruselig. Wiederkehrende Albträume sind was Fürchterliches. Wehe, ich träum jetzt gleich denselben Traum! Aber schreib morgen mal, wie's weiterging. Vielleicht hast du dich durch den Artikel auch genug damit auseinandergesetzt und dein Unterbewusstsein lässt dich diese Nacht in Frieden schlafen.
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I
Jetzt habe ich eine Gänsehaut...
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