Leben und Sterben

Veröffentlicht auf von Angie

Warum müssen Menschen gehen?

Ich würde den heutigen Tag nicht gerade einen glücklichen nennen, aber doch war er den Umständen angemessen schön für mich.

Vor ca. einer Woche ist der Vater meiner Stiefmutter (also eigentlich ist mein Vater nicht mit ihr verheiratet, aber zum besseren Verständnis nenne ich sie mal so) plötzlich und unerwartet, für alle unfassbar, friedlich eingeschlafen...
...und nicht mehr in dieser Welt erwacht.

Jedenfalls fand heute der Trauergottesdienst, zu dem auch ich herzlichst eingeladen war, statt.
Anfangs bin ich mir dort ein wenig verloren vorgekommen, da ich die meisten Leute gar nicht kannte. Auch den Vater von Sarah habe ich nur flüchtig gekannt. Wir sind uns ein-, zweimal begegnet, aber er war ein wirklich herzensguter Mensch. Es ist unfassbar, dass so ein lieber Mensch plötzlich einfach aus dem Leben scheidet - aber solche Dinge passieren, leider.

In der Kirche war alles wunderschön eingerichtet. Um den Sarg stapelten sich jede Menge bunter Blumengestecke und ein Haufen Kerzen. Ich sass mit der Trauerfamilie auf der linken Seite der Kirche. Und ich habe in meinem Leben noch nie eine solch volle Kirche erlebt, da sassen mindestens um die 500 Menschen, die um Edi trauerten. Das hat mich total berührt, und ich bereue es jetzt, diesen Menschen nicht besser gekannt zu haben.

Der Gottesdienst begann, wie nicht anders zu erwarten, mit einem langen Orgelspiel. Dieser Moment war der schlimmste. Auf einmal, so kam es mir vor, stürzte alle Traurigkeit der Verwandten und Bekannten des Verstorbenen auf mich ein. Für die Emotionen anderer Menschen bin ich meist sehr empfänglich, das weiss ich, und auch in dieser Situation war es nicht anders. Ich musste mich sehr zusammen nehmen, um nicht loszuweinen.. Es wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, wenn ich angefangen hätte richtig zu weinen, zumal es ja ein Trauergottesdienst war. Aber ich zeige nun mal nicht gerne meine Gefühle. Immerzu nehme ich die Gefühle anderer besonders sensibel wahr, aber meine eigenen, die bleiben im Umgang mit Leuten, die ich nicht kenne, sicher in meinem Herzen verborgen.

Der Pfarrer hat auch viele Dinge gesagt, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Die aber volkommen wahr sind!

Stellt euch einmal dieses Bild vor:

Ihr blickt auf einen endlosen Ozean. Das Wasser ist tiefblau und es ist beinahe windstill. Die "New Amsterdam" läuft aus dem Hafen aus. Ihr schaut dem stolzen Schiff nach. Es wird kleiner und kleiner. Schliesslich könnt ihr es nicht mehr sehen. Es ist am Horizont verschwunden.


Der Tod ist wie der Horizont; eine Grenze der menschlichen Sehkraft.

Veröffentlicht in Aus meinem Leben

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